Neues Modellprojekt zum Insektenschutz in Biosphärenreservaten verbindet Naturschutzexpert*innen und Akteur*innen der Flächenbewirtschaftung

In den UNESCO-Biosphärenreservaten Mittelelbe, Bayerische Rhön, Schaalsee, Schorfheide-Chorin und Schwarzwald geht’s in den kommenden sechs Jahren ran an Acker und Wiese: Dort erproben und evaluieren die biosphere.center-Partner Nationale Naturlandschaften e. V. und Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) gemeinsam mit dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. (ZALF) in einem vom WWF Deutschland geleiteten Projekt gemeinsam mit lokalen Akteuren Maßnahmen zum besseren Insektenschutz.

Das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt soll in einen Katalog von ökologisch und ökonomisch erprobten Maßnahmen für unterschiedliche landschaftliche und landwirtschaftliche Bedingungen führen. Mit der Übergabe des Förderbescheides von Bundesumweltministerin Svenja Schulze an Dr. Diana Pretzell vom WWF Deutschland fiel im Rahmen der Internationalen Grünen Woche im Februar 2020 der Startschuss für das Verbundprojekt. „Wissenschaftliche Studie haben kürzlich gezeigt, dass die Insektenvielfalt auch in Schutzgebieten deutlich zurückgegangen ist.“, so Frau Bach, Projektbetreuerin bei Nationale Naturlandschaften e. V. „Gemeinsam mit den Biosphärenreservaten und vielfältigen Partner*innen vor Ort, wollen wir Möglichkeiten finden, dem Verlust der Insektenvielfalt entgegenzuwirken.“

Hummel, © Stephanie Schubert
Hummel, © Stephanie Schubert

Die fünf Biosphärenreservate werden zu Modelllandschaften für mehr Insektenschutz in landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaften, so das gemeinsame Ziel der Verbundpartner*innen. Getestet und bewertet werden sollen bereits bekannte und auch neue insektenfördernde Maßnahmen auf den bewirtschafteten Flächen sowie in angrenzenden Strukturen – zum Beispiel Blühstreifen, Brachstreifen, Gehölzsäume, Bepflanzung und Mähen der Straßenränder, insektenschonender Maschineneinsatz, die Reduktion der Schnittzahl, veränderte Mahdzeitpunkte, Beweidung statt Mähen, optimierte Düngung durch Senkung der Menge und veränderte Ausbringungstechnik. Im Fokus stehen dabei nicht nur die naturschutzfachlichen Potenziale der Maßnahmen, sondern auch, wie sie sich in die Praxis der beteiligten Flächenbewirtschafter*innen einfügen lassen und welche wirtschaftlichen Folgen sie haben. Nur wenn es gelingt, tragfähige und übertragbare Modelle zu entwickeln, kann sich eine insektengerechte Landnutzung langfristig und flächendeckend etablieren.

Fast drei Viertel aller Tierarten in Deutschland sind Insekten. Sowohl die Gesamtmenge der Insekten als auch die Vielfalt der Insektenarten in Deutschland sinkt. Zentrale Faktoren für den Insektenschwund sind der Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, intensivierte landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern oder Lichtverschmutzung. Hinzu kommt der Verlust von Lebensräumen oder deren massive Veränderung, beispielsweise wenn Streuobstwiesen, Hecken oder Kleingewässer verschwinden.

Blutströpfchen, © Stephanie Schubert
Blutströpfchen, © Stephanie Schubert

Biosphärenreservate sind Teil des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“. In diesen Modellregionen wird das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft erprobt und umgesetzt. Ihr Auftrag ist, Kulturlandschaften und wichtige Lebensräume für Mensch und Natur vor zerstörenden Eingriffen zu bewahren. Dazu gehört, in den Biosphärenreservaten eine Balance von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen zu erreichen. Deutschlands derzeit 16 offizielle UNESCO-Biosphärenreservate beheimaten regional höchst unterschiedliche historisch gewachsene ökologische Vielfalt. Fünf dieser Gebiete sollen nun zu Modelllandschaften entwickelt werden, in denen Insektenschutz und Landnutzung integriert werden.

 

Koordinierender Projektpartner: WWF Deutschland

b.c-Partner: Nationale Naturlandschaften e. V., Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)

Weitere Projektpartner: Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.

Laufzeit des Projekts: 2020-2025

Finanziert durch: Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)

 

Mehr Informationen zum Projekt sowie Ansprechpartner*innen finden Sie auf den Seiten der Projektpartner*innen:

WWF

Nationale Naturlandschaften e. V.

ZALF e. V.

HNEE

BfN

BMU